Zwei Stunden Frohsinn bei jedem Wetter

Etwa 2200 Zuschauer erleben bunten Narrensprung – Dagmar Schindele erhält Verdienstorden

Neuravensburg (sz) Die fünfte Jahreszeit in der Region ist eröffnet. Erneut leistete die Narrenzunft Neuravensburg mit ihrem großen Narrensprung am Samstag dazu ganze Arbeit. 3000 Maskenträger und zahlreiche Musikanten zeichneten in 76 eher kleiner gehaltenen Gruppierungen ein buntes Bild. Mit 2170 verkauften Plaketten gab es etwas weniger Zuschauer als im Vorjahr. Drei Zunftmitglieder wurden am Samstagmorgen beim Zunftmeisterempfang ausgezeichnet. Mit 1400 Euro an Spenden zugunsten des Vereins Förderkreis für tumor- und leukämiekranke Kinder kam beim Empfang eine Rekordsumme zusammen.

Da waren sie wieder, die Narren: Von den bunt gekleideten Argental-Schalmeien bis zu den Kogenschindern Gaisbeuren zogen sie am Samstag zwei Stunden die Hauptstraße entlang und den Berg hinauf – bis kurz vor die Turnhalle. Und vom „Bäre brummlet – allet no!“ bis zum „S‘ Holz isch weg – jetzt hosch d’r Dreck“ war wieder so mancher Narrenruf zu vernehmen. Natürlich ließen es die einen rauchen, andere bauten munter Pyramiden, fuhren „Gorilla-Moped“ oder sprangen höllisch-teuflisch durch die Zuschauer. Gutsle wechselten ihre Besitzer, Konfetti ihre Träger – und wie immer liefen hübsche Mädels in vorderster Reihe Gefahr, „verzoge“ zu werden – und in irgendeinem Hexengefährt, Netz oder anderem zu landen. Die Katastrophenband Rohrdorf verrichtete als „Lisa (Heine) Fanclub“ ganze Arbeit und skandierte immer wieder ihren Namen.

Hobbyreporter sind unterwegs

Die Wetterkapriolen wechselten – und so war auch insofern von trockenem Winterwetter bis zum Graupelschauer einiges zu erleben. Die augenscheinlich weniger Zuschauer konnte Zunftmeisterin Lisa Heine später entkräften: „Wir haben 2170 Plaketten verkauft. Bei diesem Wetter bin ich damit durchaus zufrieden.“ Zufrieden mit den Ergebnissen ihrer „Arbeit“ waren auch die „Ö3-Hobbyreporter“ Gerald Fischbach und Christoph Bührer, die mit (nicht funktionierendem) rosa Mikro, Kamera und umgehängten „W-Lan-Kabel“ unterwegs waren, um „live“ im benachbarten Österreich über und aus Neuravensburg zu berichten. Dabei galt es unter anderem auch in Erfahrung zu bringen, was die Prominenz in Neuravensburg davon halte, dass jetzt plötzlich ein gewisser Donald Trump bei der OB-Wahl im September gegen den Amtsinhaber Michael Lang kandidieren werde.

Gute Stimmung herrschte schon am Vormittag beim Zunftmeisterempfang in der Halle, dem 15. unter der Regie von Zunftmeisterin Lisa Heine. Ortsvorsteher Hermann Schad brummelte (aufgrund von Heiserkeit) ganz bärengerecht. ANR-Oberzunftmeister Rainer Beer überreichte an die Neuravensburger Zunftmitglieder Andrea Schoch und Daniel Heine Hästrägerorden und Hästrägerorden mit Silberkranz. Dagmar Schindele durfte mit dem ANR-Verdienstorden eine hohe Auszeichnung entgegennehmen.

Rekord beim Spendensammeln

Musikalisch umrahmt wurde der Zunftmeisterempfang wie immer durch die Allgaier Ur-Band, die jetzt sogar verwandtschaftlich mit der Narrenzunft Neuravensburg verbunden ist. Lisa Heines Sohn Daniel heiratete seine Carina (aus Beuren), deren erbautes Haus kurzfristig zum „Allgäuer Ur-Bären-Clubhaus“ ernannt wurde. Florian Prinz, Vorsitzender der Ur-Band“, übergab an Lisa Heine den Schlüssel – mit der Aufforderung, künftig immer zum Kochen zu kommen, wenn man nach getaner Arbeit dort ankomme.

Viel Applaus gab es beim Zunftmeisterempfang auch für die vier „alten Damen“ der Lumpenkapelle aus Meckenbeuren, die anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Narrenzunft Brochenzell musikalisch und darstellerisch aus ihrem Repertoire schöpften. Neben vielen Gastgeschenken spendeten die eingeladenen Zünfte auch eifrig: 1400 Euro zugunsten des Vereines Förderkreis für tumor- und leukämiekranke Kinder in Ulm konnte Zunftmeisterin Lisa Heine am Ende vermelden – Rekord.

Trotz Dorffasnet nach dem Umzug, Partys in Geiers Halle und der Turnhalle, sieht es nach einem gut zu Ende gegangenen Narrensprung-Samstag in Neuravensburg aus. „Ich habe mich gegen halb eins in der Nacht noch mit Polizei und DRK unterhalten“, sagte Lisa Heine während der „Zunft-Aufräumtour durchs Dorf“ am Sonntag. Das Ergebnis: „Beide sagten mir, Stand jetzt: keine besonderen Vorkommnisse“.


Weitere Bilder zum Umzug gibt es in einer großen Bildergalerie unter

www.schwaebische.de/Wangen

erschienen in der Schwäbischen Zeitung, 15.01.2017 (Susi Weber)