Auch Schnee­fall tut gu­ter Lau­ne kei­nen Ab­bruch

Neuravensburg - Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden war am Samstag der große Narrensprung der Narrenzunft Neuravensburg vorbei. 64 Gruppen mit rund 3000 Hästrägern zogen frohgemut von der Alten Schule bis zur Festhalle hinauf - und feierten damit gleichzeitig den Beginn der Fasnet in der Region Wangen. Auch wenn es vor allem in der zweiten Hälfte des Umzugs heftig schneite, tat dies der guten Laune der Beteiligten des 25. Sprungs der Neuravensburger Bären keinen Abbruch. Gute Stimmung herrschte auch beim morgendlichen Zunftmeisterempfang.

"Also, ich bin sehr zufrieden", zog Zunftmeisterin Lisa Heine kurz vor halb vier am Samstagnachmittag Bilanz. Unfallfrei, farbenfroh, heiter hatte sich der vielschichtige Fasnets-Lindwurm präsentiert. Dass er von der Größenordnung her zwar wie der letztjährige, aber dennoch kleiner als in den Jahren davor ausfiel, begründete Lisa Heine mit "der in diesem Jahr doch recht kurzen Fasnet und der Tatsache, dass sich Termine konzentrieren und sich die Narren verteilen."

Alle Wangener Zünfte dabei

Ein Manko war es keinesfalls. Zumal die Zuschauer blieben - und damit auch die letzten Gruppen im Schneetreiben noch vor einer beachtlichen Kulisse am Straßenrand springen konnten und ihren Spaß und ihre Freude hatten.

So hallten sie wieder die Dorfstraße entlang, die Narrenrufe von "Schussa Gugga" bis zu "Schussenteufel - Auga zua". Wenn dies sehr nach vielen oberschwäbischen Gastzünften klingt, so sei doch gesagt: Auch alle Wangener Zünfte und die Nachbarzünfte aus Amtzell und Kißlegg waren mit dabei und verliehen dem Neuravensburger Sprung Lokal-Kolorit. Tausende Gutsle wechselten ihre Besitzer, Zuschauer durften (oder mussten) Neckereien der Narren ertragen, und manche Zunft sorgte für Rauch, Fasnetsduft, Pyramiden oder akrobatische Einlagen.

Ausgeklügeltes Parksystem

Dass schon in der Nacht Schnee gefallen war, störte Narrenzunft und die für die Parkplätze verantwortliche Feuerwehr am Morgen wenig. "Durch den Regen in den vergangenen Tagen war schon vor vorneherein klar, dass wir die Wiesen im Ort und damit rund 500 Parkplätze nicht nutzen können", sagte Werner August Müller, innerhalb der Feuerwehr zuständig für die zentrale Schaltstelle an der Apotheke. Durch ein ausgeklügeltes System, das zunächst die innerörtlichen, befestigten Parkflächen im Ort und später in Hiltensweiler nutzt und bei Bedarf Shuttlebusse einsetzt, war das Wetter aber diesbezüglich kein Problem.

"Bärig-närrisches" Willkommen

Nicht zuletzt, weil die eingespielte "Organisations-Maschinerie" wieder einmal perfekt funktionierte und zahlreiche Helfer sich um Aufbau, Verpflegungsstände, Verkehrsregelung und anderes kümmerten, konnte Lisa Heine am Vormittag die Gäste beim Zunftmeisterempfang in der Halle beruhigt und "bärig-närrisch" willkommen heißen. Stolz mache ihn die Fasnetskultur, die hierzulande herrsche, sagte Oberbürgermeister Michael Lang: "Es ist eine Kultur, die alle Dörfer und vor allem auch die Jugend verbindet." Dass das Wangener Stadtoberhaupt die Isnyer Ortschaft Beuren schon allein der Allgäuer Urband wegen gerne eingemeinden würde, sei am Rande erwähnt - und spricht für deren musikalische Qualitäten, die sie erneut beim Empfang unter Beweis stellte.

Ortsvorsteher Hermann Schad, als Mafiosi gekleidet, musste sich angesichts eines von ihm vorgetragenen Bärenwitzes später noch des geistigen Diebstahls bezichtigen lassen. "Wir haben da mal gegoogelt", erzählte ein Vertreter einer Zunft: "Und was glaubt ihr, was bei Google an erster Stelle steht, wenn man Bärenwitze eingibt?"

Die Schussa-Gugga-Musiker Marcus Haider und Henri Schwedt sorgten für eine grandiose musikalische Showeinlage. Und neben Schokobären, einem Kißlegger "Goldschatz", Liedern, Gedichten, einem Fasnetsspiel und einer "Predigt" überbrachten Zünfte, Gruppen und Firmen beim Empfang vor allem Geld-Präsente. 1000 Euro kamen auf diese Weise zusammen. Geld, das die Neuravensburger Zunft erneut dem Verein Förderkreis für tumor- und leukämiekranke Kinder zugute kommen lassen wird.